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Greussen und Umgebung

Großer Stadtbrand in Greußen

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vor 180 Jahren in der Nacht vom 16.-17.10.1834 brannten 240 Häuser nieder.

Es war die Donnerstag-Nacht vom 16. auf den 17. Oktober des Jahres 1834.
In der Leitergasse Ecke - Töpfermarkt, hat der Seifensiedermeister Wolfgang Gröbel sein Grundstück. 
Nach Aussage legte er sich mit seiner Frau gegen 9 Uhr ins Bett und wollte vom Nachtwächter Mader gegen 2 Uhr wieder geweckt werden.
Gegen ¼ auf 1 Uhr (0.45) ist auf seinem Grundstück das Feuer ausgebrochen.
Der Nachtwächter hatte auf seinem Rundgang gegen 11 Uhr noch nichts bemerkt. 

Durch den aufbrausenden Südwestwind eilten die Flammen schnell von Haus zu Haus, zumal sie vielmals mit Stroh gedeckt waren.
Das große nachbarliche Spirituosenlager Pötsch, später Buddensieg (Töpfermarkt 25) beschleunigt die Flammenverbreitung.
Bis zum Morgengrauen waren ⅔ der Stadt in Schutt und Asche.
Selbst der Steingraben wurde vom Feuer übersprungen.
Die Feuerwalze war so heftig, dass es oftmals zu keiner Brandbekämpfung mehr kam.
Vielmehr wurde versucht Hab und Gut zu retten.
So auch Akten aus dem Rathaus und dem Archiv.
Das meiste ist aber auch hier verbrannt.

In den im Nachhinein geführten Untersuchungen, konnte keine offizielle Ursache zum Brand festgestellt werden.
Vielerlei Akten, die noch heute im Kreisarchiv lagern, zeugen von den Vernehmungen der Bürger.

Das kleinen Buch, „Der große Stadtbrand von Greußen“ von Paul Lürmann, das am 16. Oktober 1934 veröffentlichte wurde, berichtetsehr umfangreich über den Brand, danach und den Wiederaufbau, sowie über die Problematik mit den Behörden und über die unterschiedliche Zahlungsmoral der Versicherungen.

Aus den Erzählungen ist bekannt, dass der Wideraufbau auch einiges im Stadtbild veränderte.
So wurden Häuserfluchten begradigt, Grundstücksgrenzen verschoben.
Heute gibt es noch Gewölbekeller die Teilweise unter dem Nachbargrundstück oder unter der Straße liegen.
Jede Menge neuer Bauvorschriften wurden erlassen. 
Die vielen Scheunen in der Stadt mussten nun außerhalb gebaut werden.
Denn gerade das frisch gelagerte Stroh und die trockene Ernte, begünstigten die Feuerwucht zwischen den einzelnen Straßen.
In die Stadtmauer wurden Fluchttüren eingelassen, so entstand auch der Volksmundname Zwinger für die Hintergasse.
Hier konnten die Bürger nicht vor den Flammen fliehen.
In der Ritterstraße wurde nördlich, die Sächsische Helbe angezapft.
Ein offener Kanal schlängelte sich bis zur Altstadt, über die Erlenteichbrücke, Töpfermarkt, Markt und Steinweg.
Hier ging er in einem Holzgerinne über die Baderhelbe und floss wieder in den Steingraben.
Wer die Erlenteichbrücke (heute Erlteich) westlich betrachtet, findet noch die Steinformen unter dem Fußweg, in denen das Holzgerinne lagerte. 
Noch vor 1900, als die Hauptstraße mit Kalksteinen (Katzenköpfen) gepflastert wurde, wurde auch der offene Kanal teilweise mit abgedeckt und in Holzrohre verlegt.

Auf mehreren Postkarten von 1902 bis 1912 sind die Wasserausgüsse mit dem hochstehenden Becken (Börnchen genannt, die mein Vater noch kennt) gut zu erkennen.
Infolge des Gefälles wirkten sie wie eine immer laufende Wasserleitung.
Weitere Kanalabdeckungen erfolgten bei der Neupflasterung in den 1935er Jahren mit dem glatten Basaltpflaster.
1992 bei der Straßensanierung wurde vielmals der gemauerte Kanal aufgebrochen und weggebaggert.
Leider wurde das nicht dokumentiert.
Der künstliche Wasserlauf sollte die damalige Wassernot in der Stadt bei der Brandbekämpfung lindern. 

Im Herbst 1910 wurde die erste Wasserleitung für die ganze Stadt in Betrieb genommen.
Somit stand nun in jeder Straße Löschwasser zur Verfügung.
Bei den neuen Bauvorschriften mussten Dachrinnen aus Metall verbaut werden.
Die Dachböden mit Lehm verstampft oder mit Gipsestrich versehen werden. 29 Vorschriften ergänzten die damalige Feuerordnung vom 1. März 1826. So mussten die Bäcker auch ihr zusätzliches Mehl außerhalb lagern.
Neue Scheunenbauplätze waren die Sondershäuser Straße und die Ottenhäuser Straße zum Warthügel hoch.
Hier gab es sogar Landschenkungen von der Stadt.
Die umliegenden Orte spenden spontan für die über 1500 obdachlos gewordenen Bürger, Geld und brachten Sachgeschenke in die Stadt.
Groß war die Solidarität auch vom Fürsten.
Bemerkenswert ist, dass große Teile Greußens nach 2 Jahren wieder aufgebaut waren.
Die Zimmermannszunftzeichen in den Balken der Fachwerkhäuser, weisen auf den Thüringer Wald hin.
Die Scheune vom Töpfermarkt 9, hat Balkenlänge von 22,5 m im Stück.
Diese gewaltigen Bauleistungen wurden mittels Pferd- und Ochsenkarren gemeistert.
Aus heutiger Sicht unmöglich.
Die Scheune von Töpfermarkt 15 ist aus der sehr harten Douglasie.
Noch heute muß jeder einzuschlagende Nagel vorgebohrt werden.
Es gab aber auch viel Gezerre um und mit den Behörden.
Hier wurden manche harte Entscheidungen bis hin zur Enteignung getroffen.
Ein besonderes Kapitel ist, wie die verschiedenen Versicherung die rund 240 niedergebrannten Gebäude bewerteten und die Schäden auszahlten.
Lobend wurde die Leipziger und Gothaer, benannt.

Am Sonntag den 30. November 1834 hielt der Konsistorialrath und Oberpfarrer in der auch beschädigten Ev. St Martini Kirche, eine gewaltige Predigt.
Sein Schlussgebet gilt bis heute:

Schütze und bewahre es ferner und alle noch stehenden und alle künftig wieder aufgebauten Häuser unserer Stadt, und behüte uns und alle diejenigen, die nach uns kommen werden, gnädig vor solchem und ähnlichem Unglück, ja, zeig uns deine Barmherzigkeit, wie unsere Hoffnung zu dir: steht: Auf dich hoffen wir, lieber Herr, in Schanden laß uns nimmermehr!

Greußen brannte ja schon 1491 und 1687 jeweils völlig nieder.
Das hat sich bis heute zum Glück nicht wiederholt.

Dank der heutigen Technik und unserer einsatzstarken Freiwilligen Feuerwehr, unter dem erfahren Wehrführer Frank Hoier, können wir sorgloser in die Zukunft schauen.

Der Feuerwehr zu Ehren, übergebe ich Ihnen eines der letzten Originalschriften von der oben bezeichneten 1934er Zusammenstellung.

Peter Georgi

 

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